(K)ein Spiegelbild der Gesellschaft
Bevor Bayern am 14. Oktober einen neuen Landtag wählt, hat BR Data die Zusammensetzung des jetzigen Parlaments analysiert. Das Ergebnis: Obwohl der Landtag das ganze Volk vertreten soll, sind nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen repräsentiert.
Gäbe es so etwas wie den bayerischen Durchschnitts-Abgeordneten, er wäre Jurist, Mitte 50 und vor allem männlich. 180 Abgeordnete sitzen momentan im Bayerischen Landtag. Doch die Volksvertreter repräsentieren die 13 Millionen in Bayern lebenden Menschen nicht in allen Bereichen gleichermaßen:
Frauenanteil zu niedrig
Nicht nur in den Führungsetagen großer Unternehmen, auch im Landtag sind Frauen deutlich in der Unterzahl. Nur jeder vierte Platz im Parlament wird von einer Frau eingenommen. Dabei stünde den Frauen nach ihrem Anteil in der Bevölkerung eigentlich jeder zweite Platz zu. Einzig die Grünen waren 2013 mit genauso vielen Frauen wie Männern in den Landtag eingezogen. Das Ausscheiden von Margarete Bause und der Austritt von Claudia Stamm ließ den Frauenanteil bei den Grünen allerdings auf 41 Prozent fallen, womit nun die SPD den höchsten Frauenanteil aufweist (45 Prozent). Bei der CSU und den Freien Wählern sind nur knapp 20 Prozent der Abgeordneten weiblich.
Kaum Abgeordnete unter 40 Jahren
In der bayerischen Bevölkerung ist ein Drittel der Volljährigen unter 40, im Landtag sind es dagegen nur sechs Abgeordnete – das entspricht lediglich drei Prozent. Alle kommen aus den Reihen von CSU und Grünen, bei der SPD und den Freien Wähler ist kein Abgeordneter unter 40. Die über 65-Jährigen sind im Landtag deutlich stärker vertreten, ihr Anteil ist mit 18 Prozent fast so groß wie in der Bevölkerung (24 Prozent).
Migrationshintergrund Fehlanzeige
Fast jede Vierte in Bayern lebende Person hat einen Migrationshintergrund. Das heißt sie selbst oder ein Elternteil besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt. Im Landtag spiegelt sich diese Diversität der in Bayern lebenden Menschen nicht wieder. Nur zwei Abgeordnete - umgerechnet etwa ein Prozent - haben einen Migrationshintergrund. Wählen und gewählt werden kann bei Bundes- und Landtagswahl nur, wer die deutsche Staatsbürgerschaft hat.
Hochqualifizierte Abgeordnete
Wer als Abgeordneter im Landtag sitzt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich ein Hochschulstudium absolviert. Das trifft auf 75 Prozent der Abgeordneten zu. Damit ist die Akademikerquote im Parlament deutlich höher als in der Bevölkerung (18 Prozent). Noch größer ist der Unterschied bei den Promovierten: Fast jeder sechste Abgeordnete hat einen Doktortitel, in der Bevölkerung liegt der Anteil zehn Mal niedriger.
Berufsgruppen: Landwirte stark vertreten
Ein Blick auf die Berufe der Abgeordneten zeigt: Es sitzen überdurchschnittlich viele Juristen im Landtag. Und auch der Anteil an Landwirten ist überproportional. Während weniger als zwei Prozent der arbeitenden Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig ist, sitzt im Landtag auf jedem zehnten Platz ein Landwirt. Bei den Freien Wählern ist mehr als jeder dritte Abgeordnete Landwirt, bei den Grünen fast jeder vierte.
Ausgewogenheit beim Wohnort
Bayern besteht aus 2056 Gemeinden mit unterschiedlichen Bevölkerungszahlen. Sowohl ländliche Gebiete (Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern), Städte (10.000 bis 100.000 Einwohner) und Großstädte (über 100.000 Einwohner) sind im Landtag gut repräsentiert. Zum Beispiel leben 44 Prozent der bayerischen Bevölkerung in kleinen Gemeinden – und auch 40 Prozent der Abgeordneten. Ein Blick in die Fraktionen zeigt: Von den Abgeordneten der CSU (50 Prozent) und den Freien Wählern (47 Prozent) lebt etwa die Hälfte auf dem Land. Die Abgeordneten der SPD kommen zu über 80 Prozent aus Städten und Großstädten, bei den Grünen sind es 71 Prozent.